Eines langen Tages Reise in die Nacht
Das 18. Jahrhundert hat recht eigentlich die Poesie der Nacht entdeckt. Diese bleibt in der Dichtung der Empfindsamkeit freilich noch vornehmlich gemütserregender Rahmen und die Gelegenheit zur schwermütigen Reflexion, zu „Night Thoughts on Life, Death and Immortality“ (Edward Young). Die äußere Nacht ist das Ambiente der inneren, der Gemütsnacht der Melancholie. Erst die Romantik hat wahrhaft den Mythos der Nacht geschaffen, als Gegenwelt zur Verstandeshelle des Tages – zur Aufklärung. „Was schon in den alten Kosmogonien gelehrt ward, daß die Nacht die Mutter aller Dinge sei, dies erneuert sich in dem Leben eines Menschen: aus dem ursprünglichen Chaos gestaltet sich ihm durch Liebe und Haß, durch Sympathie und
Antipathie die Welt. Eben auf dem Dunkel, worin sich die Wurzel unseres Daseins verliert, auf dem unauslöslichen Geheimnis beruht der Zauber des Lebens, dies ist die Seele aller Poesie.“ (August Wilhelm Schlegel). Der Vortrag verfolgt am Beispiel von Lied und Lyrik der Nacht aus dem 18. und 19. Jahrhundert den Weg der Dichtung ins „weite Reich der Welten-Nacht“ (Richard Wagner, Tristan und Isolde) und seine Desillusionierung durch die "Prosa der Verhältnisse" (Hegel).
Dieter Borchmeyer (Vortrag)
Magdalena Hinterdobler (Sopran)
Gerold Huber (Klavier)
Eintritt 6,00 € (Mitglieder) / 12,00 € (Gäste)
Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de
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Lass der Sonne Glanz verschwinden, wenn es in der Seele tagt - Frankfurt/Main - 01.07.2014 – Copyright © 2025 Kleiner Kalender