RIAS Kammerchor - 2. Abonnementkonzert

Den Tod zu bewältigen.

Joseph Martin Kraus
Sorgemusik over Gustav III.

Franz Schubert
Messe Nr. 5 As-Dur D 678

Hanna Husàhr, Sopran
Loriana Castellano, Mezzosopran
Krystian Adam, Tenor
David Menéndez, Bass

RIAS Kammerchor
l'arte del mondo

Werner Ehrhardt, Dirigent
Eberhard Friedrich, Choreinstudierung

Den Tod zu bewältigen

Esoterische Naturen könnten es für einen Fingerzeig des Schicksals halten. Als Joseph Martin Kraus, zweiter Kapellmeister am schwedischen Königshof seit nunmehr vierzehn Jahren, im März 1792 die Bürde zuteil wird, eine Trauermusik für Gustav III. zu verfassen, der während eines Maskenballs im Stockholmer Opernhaus vor den Augen des Komponisten Opfer eines ruchlosen Attentats geworden war, hat er selbst nur noch wenige Monate zu leben. Die Partitur, bestehend aus Sinfonie und Kantate, die er für die Feierlichkeiten zur Aufbahrung und Beisetzung des verehrten Dienstherrn schrieb, sollte seine letzte vollendete Arbeit werden. Eine Musik der Erschütterung, beherrscht von derart schmerzlicher Anteilnahme und aufwühlender Dramatik, dass man den Gedanken nicht los wird, hier habe ein aus der Bahn Geworfener in Wahrheit sein eigenes Requiem komponiert - in der düsteren Ahnung, ihn werde die nie auskurierte Tuberkulose aus Jugendtagen bald endgültig niederstrecken. Dank seiner überaus persönlichen, mehr fragenden als demütigen Auseinandersetzung mit Tod und Trauer schlägt dieses feudale Werk einen stimmigen Bogen zur Sakralmusik Franz Schuberts, aus der ungeachtet ihrer eher klassischen Schnittmuster eine nicht minder tief bewegende, individuelle Glaubensphilosophie spricht. Ein Bekenntnis jenseits liturgischer Begrenzungen. Das gilt insbesondere für die beiden großen Messen aus den Reifejahren, beide im Verlauf dieser ereignisreichen Abonnementreihe zu hören, über deren Musik Nikolaus Harnoncourt einmal so treffend sagte, sie sei "kein Akt frommer Andacht, sondern leidenschaftliches Bemühen, den Tod zu bewältigen."

Weitere Informationen
www.rias-kammerchor.de

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de