Lenz - Eine dramatische Interpretation

9. April 2013 in Bad Elster

Schauspiel-Solo von Cora Chilcot.

<em>"Alles verzehrt sich in mir selbst; hätte ich einen Weg für mein Inneres - aber ich habe keinen Schrei für den Schmerz, kein Jauchzen für die Freude, keine Harmonie für die Seligkeit, ? die Seele ist mir genommen"</em>, schreibt Georg Büchner 1834 aus Gießen an seine Braut Wilhelmine Jaeglé, und es ist, als spräche er selbst die Gedanken seines Helden am Ende der Erzählung aus. Büchners Fragment über den damals verkannten Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792) beruht auf einem Bericht, einer Art Tagebuchaufzeichnung des Seelsorgers Johann Friedrich Oberlin (1740-1826), Pfarrer im Steintal der elsässischen Vogesen, welcher den seelisch zerrütteten, entwurzelten und ausgegrenzten Dichter neunzehn Tage, vom 20. Januar bis zum 8. Februar 1778, bei sich aufnahm. Lenz' Gemütszustand verschlimmerte sich trotz anfänglicher Besserung auf das Dramatischste. Mehrere Versuche, sich das Leben zu nehmen, machten seinen Aufenthalt im Steintal für Oberlin unhaltbar. Büchner geht über den Bericht Oberlins, der eine Art Rechenschaft über den letztendlichen Abtransport seines Gastes nach Straßburg darstellt, der einer zwangsweisen Verbannung gleichkam, hinaus und stellt das innere Erleben, die seelischen Zustände von Lenz in den Vordergrund und macht ihn so zum Helden seiner Erzählung. Dabei bringt er uns Lenz so nahe, dass wir von seinem unsagbaren Leid und seinem traurigen Wahnsinn tief berührt werden.Büchners Eintauchen in die Seele seines Helden zeugt von tiefem Verständnis und Einfühlungsvermögen. Denn auch Büchner kennt Gefühle tiefster Schwermut und Hilflosigkeit, kennt das Vertriebensein - gerade als er diese Erzählung schreibt, lebt er als politischer Flüchtling in Straßburg. Als Verfasser des "Hessischen Landbotens" wird er steckbrieflich gesucht. Angst quält ihn, nach Hessen ausgeliefert und inhaftiert zu werden. Sein Bruder Ludwig Büchner wird später von einer Wahlverwandtschaft sprechen und das Fragment "Lenz" als "halb und halb des Dichters eigenes Porträt" bezeichnen. Büchner, der Mediziner, beschreibt überdies erstmalig exakt den Krankheitsverlauf der Schizophrenie und zeigt auch deren Ursachen auf, die im gesellschaftlichen Umfeld liegen und eben nicht in Sündhaftigkeit und Schuld zu suchen sind und in den "Wahnsinn als Strafe Gottes" münden. Ausführende:
Cora Chilcot

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Königliches Kurhaus
Badstr. 25
8645 Bad Elster
Wann ist das Event?
Dienstag, 9. April 2013
19:30 Uhr
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