2.Abonnementkonzert: J.S. Bach - Weihnachtsoratorium.
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750):Weihnachtsoratorium BWV 248
Kantaten I - VI
Mit Plagiaten ist das so eine Sache. Während Politiker gegenwärtig
recht munter darüber stürzen, käme doch niemand auf die Idee, das
Abschreiben, das Zusammenklauben und -klauen passgerechter
Vorlagen in Gänze zu verteufeln. Denn wie stünde es dann um die
Moralität barocker Parodietechnik? Berühmtestes Beispiel: das
Weihnachtsoratorium. Nun ist Bach - sehr im Gegensatz zu Händel -
ohnedies fein raus, als er lediglich sich selbst bestahl. Zumindest in
diesem Fall. Unbedingt freizusprechen auch, weil er die weltlichen
Huldigungsmusiken, die er späterhin seinem geistlichen Projekt einverleibte,einer derart wundersamen Verwandlung unterzog, einer
peniblen Revision und Umdeutung, dass sie zur Glaubensbotschaft
der biblischen Geburtshistorie passen wie eine zweite Haut. Der Gefahr
eines bloßen Sammelsuriums musikalischer Bruchstücke unterschiedlicher
Herkunft entgeht Bach auf geniale Weise, indem er alle
Teile des Werkes, die in dichter Folge anno 1734 / 35 in den Leipziger
Hauptkirchen Sankt Nikolai und Sankt Thomas uraufgeführt wurden,
durch zahlreiche formale, musikalische und gedankliche Bezüge so
eng miteinander verknüpft, dass im Grunde kein Zweifel am Entwurf
eines oratorischen Ganzen bestehen kann. Grund genug, endlich einmal
wieder alle sechs Kantaten in einem Atemzug zu präsentieren,
wie es der RIAS Kammerchor lange nicht tat. Von Hans-Christoph
Rademanns oft überraschender Bachsicht darf indes mehr erwartet
werden als ein Plädoyer für den ganzheitlichen Plan der Komposition.
Neue, ungewohnte Einsichten in allen Belangen sind uns gewiss.
Hans-Christoph Rademann, Dirigent
Sibylla Rubens, Sopran
Wiebke Lehmkuhl, Alt
Lothar Odinius, Tenor
Tobias Berndt, Bass
RIAS Kammerchor
Akademie für Alte Musik Berlin
Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de
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In einem Atemzug - Berlin - 12.12.2012 – Copyright © 2024 Kleiner Kalender