Die Stimme der Neuen Nomaden

Sobald Urna Chahar-Tugchi zu singen beginnt, entstehen vor dem inneren Auge Bilder der weiten, menschenleeren Steppe ihrer Heimat Innere Mongolei. Die Stimme der 1969 in eine Hirtenfamilie hineingeborenen Urna ist eher verhalten und leise, aber gerade diese zarte Intensität ist es, die das Publikum von Beginn an in ihren Bann zieht und stets eine ganz besondere Atmosphäre schafft. Bereits als Kind fuhr Urna regelmäßig in die Hauptstadt der Inneren Mongolei, Hohhot, um dort das chinesische Hackbrett Yangqin zu lernen, mit 18 ging sie zum Musikstudium ans Konservatorium von Shanghai. Dort fand sie allerdings, dass die Musik der meisten Studenten ähnlich klang und dass vielen von ihnen scheinbar ihre musikalischen Wurzeln verlorengegangen waren. Urna wollte einen anderen Weg einschlagen. "Als Künstlerin gebe ich mein Bestes, den Ursprung der alten Lieder lebendig zu erhalten und weiter zu entwickeln. Die ?Urdiin Duu?, die langen Lieder aus meiner Heimatregion Ordos sind etwas ganz Besonderes: sehr langsam, teilweise extrem ruhig und getragen! Leider singen fast alle heute diese Lieder schneller und mit extremen Lautstärken. Auch bekannte Sänger machen das. Ich glaube, dass das diesen Liedern nicht gerecht wird." Und so wurde die intensive Langsamkeit eins ihrer Markenzeichen. Urna ist heute ein gefeierter Star der Weltmusik-Szene. 2009 wurde sie sogar zur Hauptfigur eines wunderbar leisen Films der Regisseurin Byambasuren Davaa, die bereits 2003 mit ihrem Film "Die Geschichte vom weinenden Kamel" einen faszinierenden Einblick in das Leben in den Weiten der mongolischen Steppe gewährte. Mit ihrem Film "Das Lied von den zwei Pferden" hat sie Urna Chahar-Tugchi und der Musik ihres Volkes erneut ein eindringliches Porträt gewidmet. Für Weltmusik-Fans ist der Abend mit Urna ein absolutes Muss!

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de