Erlesen und erhaben

Arabella Steinbacher, Violine Schleswig-Holstein Festival Orchester Manfred Hone.

Eins haben die beiden Stars des Abends Arabella Steinbacher und Manfred Honeck gemeinsam: Sie legen beide Wert darauf, nicht im überhöhten Maße vermarktet zu werden. Schon ihre Lehrerin Ana Chumachenko riet der jungen Geigerin, keine "Kometen-Karriere" anzustreben, sondern erst einmal eine geigerische Grundlage aufzubauen. Dass das in einer Klassik-Welt, in der es von jungen, hübschen und talentierten Geigerinnen nur so wimmelt, ziemlich viel Disziplin und Durchhaltevermögen erfordert, war für Arabella Steinbacher kein Problem. "Ich bin kein Model, sondern Musikerin." Auf die Musik kommt es ihr an, und gerade deshalb stellt sie die Karriere nicht über alles. Die Karriere als Dirigent hat für Manfred Honeck dagegen erst angefangen, als er noch ein wenig älter war als die Geigerin jetzt ist, nämlich 33. "Es gibt eben frühe und späte Karrieren", lautet sein Kommentar dazu. Er will sich Zeit lassen, den Anforderungen von Orchestern und Werken gerecht zu werden. An der Glaubwürdigkeit der superschnell aufgebauten Star-Dirigenten unserer Zeit hat Manfred Honeck dagegen so seine Zweifel. Die Tiefe, die manche großen Werke brauchen, komme doch einfach erst mit der Zeit und der damit verbundenen Erfahrung. Manche Sinfonien von Beethoven hat er demnach immer noch nicht dirigiert; Bruckner aber fühlt er sich so nah, dass er guten Gewissens auf die Bühne gehen und eine eindrucksvolle Interpretation der Sinfonie präsentieren kann, die der Tiefe des Werks angemessen ist.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de