Von Musen geküsst

Bejun Mehta, Countertenor Freiburger Barockorchester Petra Müllejans, Violine un.

Eigentlich hat Bejun Mehta bereits drei Karrieren hinter sich, und das mit erst 44 Jahren! Jetzt, mit der vierten, scheint er endlich dort angekommen zu sein, wo ihn die erste seiner Laufbahnen ziemlich unsanft fallen ließ. Als der 15-jährige Sopransolist, damals Protegé von Leonard Bernstein, eines Morgens mit krächzender Stimme aufwachte, war das wie ein kleiner Tod für ihn. Er griff zum Cello, brachte es auch hier zu beachtlichen Erfolgen, wurde später dann als Plattenproduzent und Tonmeister mit einem Grammy ausgezeichnet. Seine Beziehung zur Stimme jedoch blieb problematisch. Er wollte singen, begann aus Unwissenheit im Bariton-Fach und wurde noch unglücklicher. "Niemand hat mich darauf gebracht, dass ich vielleicht ein Countertenor sein könnte." Und was für einer sogar! Inspiriert von der Geschichte von David Daniels, der nach einer erfolglosen Karriere als Tenor ins Counter-Fach wechselte, katapultierte sich Bejun Mehta innerhalb kürzester Zeit an die Spitze der Countertenöre. Seit über zehn Jahren ist er nun schon ein gefeierter Weltstar, der leider viel zu selten auf den Bühnen Deutschlands anzutreffen ist. Dabei spricht er sogar fließend Deutsch und hat seine Abschlussarbeit über Heinrich Heines Gedichte geschrieben. Heute sagt er, dass die Anstrengung, die er unternehmen musste, ihn zu einem besseren Künstler gemacht habe. Er könne sich jetzt ganz auf die Musik einlassen - von Nervosität auf der Bühne keine Spur! Selbst bei der Verleihung des ECHO Klassik im Herbst 2011, wo er den Preis für die beste Einspielung von Opernarien zusammen mit dem Freiburger Barockorchester entgegennahm, legte er einen äußerst souveränen Auftritt hin. Mit dem Freiburger Spezialistenensemble für Barockmusik verbindet Mehta dabei schon eine richtige Freundschaft, die durch mehrere Opernproduktionen und CD-Einspielungen gefestigt wurde.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de