Formvollendet

25 Jahre spielt das Trio Wanderer nun bereits in derselben Besetzung. Das haben nur ganz wenige Klaviertrios geschafft, und jenen, denen dies ebenfalls gelang, zählen zur absoluten Weltspitze. Gegründet wurde das Trio 1987 von drei Absolventen des Conservatoire national supérieur de musique de Paris. In einem Pariser Café machten sich die drei Franzosen auf die Suche nach einem Namen - und kamen auf einen sehr deutschen Topos: das Wandern. "Trio Wanderer - das hat natürlich etwas mit der Wandererphantasie zu tun", erläuterte der Cellist des Trios Raphaël Pidoux einmal in einem Interview. "Es ist eine Hommage an Schubert und die deutsche Romantik. Schließlich sind 80 Prozent des Repertoires deutsch: Haydn, Schumann, Mendelssohn. Und Beethoven ist wie in so vielen Bereichen der Musik der absolute Bezugspunkt des Klaviertrios. Er hat ein unglaubliches Gespür für das Gleichgewicht gehabt und damit die besten Werke für Trio geschrieben. Da war es nur logisch, einen deutschen Namen zu wählen. Darüber hinaus ist Wanderer ein Begriff, der den Musiker an sich wunderbar beschreibt. Das Leben des Musikers ist Bewegung, eine ewige Suche nach sich selbst. Nicht zuletzt ist der Wanderer auch ein Topos der deutschen Philosophie des 19. Jahrhunderts." Jener Komponist, der wie kein Zweiter mit dem Begriff des Wanderns verbunden ist - Franz Schubert -, steht im Zentrum der beiden Konzerte des französischen Trios. Sein Es-Dur-Klaviertrio zählt zu den anspruchsvollsten Werken der Gattung überhaupt, eine in jeder Hinsicht monumentale Schöpfung, atmosphärisch dicht und höchst vergeistigt - ein Werk, dem nur große Interpreten gerecht zu werden vermögen.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de