Dreimal Königsklasse

Quatuor Cambini Paris.

Die Besetzung zwei Violinen, Viola und Violoncello war bereits verbreitet - aber erst durch Joseph Haydn wurde das Streichquartett zur Königsdisziplin der Kammermusik und zum Prüfstein dafür, ob ein Komponist sein Handwerk beherrscht. Haydn beschäftigte sich sein Leben lang mit dieser Gattung. 68 Streichquartette hat er geschrieben, die ersten schon Mitte der 1750er-Jahre, die letzten ganz am Ende seines Lebens. Wie es damals üblich war, konzipierte er sie als Gruppen zu sechs Einzelwerken. Auch das op. 77 hätte eigentlich sechs Quartette umfassen sollen, doch aufgrund seiner zunehmenden Altersschwäche konnte Haydn nur noch zwei fertig stellen; eines davon erklingt in diesem Konzert. Wolfgang Amadeus Mozart bekannte, er habe "von Haydn erst gelernt, wie man Quartette schreiben müsse". Zum Dank widmete er ihm sechs seiner Streichquartette. Das letzte Werk dieser Sechsergruppe ist das berühmte ?Dissonanzen-Quartett? - so benannt nach der kühnen Stimmführung am Beginn des ersten Satzes, die kunstvoll außergewöhnlich dissonante Akkorde auftürmt. Der junge Beethoven zögerte lange, ehe er sich an die durch Haydn und Mozart nobilitierte Gattung wagte. Erst 1801, als er schon neun Jahre in Wien lebte, veröffentlichte er die sechs Streichquartette op. 18 - gerade zur selben Zeit, als der bereits vom Alter geschwächte Haydn seine letzten Quartette schuf. Haydns op. 77 und Beethovens op. 18 stehen über diese zeitliche Nähe hinaus noch in ganz unmittelbarer Beziehung zueinander: Beide Werkgruppen entstanden im Auftrag des Fürsten Lobkowitz, der ein großer Mäzen der Musik war. Mit diesem Programm gibt das französische Quatuor Cambini Paris, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2007 insbesondere mit Interpretationen der Quartette Haydns, Mozarts und Beethovens einen Namen machen konnte, sein Debüt in Brühl.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de