Wunderkind trifft Altmeister

Mitte der 1750er Jahre, am Anfang seines Schaffens, beschäftigte sich Haydn erstmals mit der Gattung Streichquartett. Bis ins hohe Alter blieb dieses musikalische Gespräch, bei dem man, wie Goethe es beschrieb, "vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten" hört, Herzstück seines Kammermusikschaffens. Als er 1797 die Streichquartette op. 76 (Hob.III: 75-80) komponierte, war er 65 Jahre alt. Es war der letzte vollständige Zyklus von sechs Quartetten, den er fertigstellte, und vielen gilt er als der Höhepunkt seines Quartettschaffens. Das französische Quatuor Modigliani hat daraus zwei Werke ausgewählt, darunter das 4. Quartett, das zu den schönsten zählt. Seinen Namen "Sonnenaufgangsquartett" verdankt es den zarten Einleitungsfiguren in der 1. Violine. Dass auch dieses Werk bei den jungen französischen Musikern in besten Händen ist, weiß man seit 2008, als ihre Einspielung von Haydns op. 76 mit Schallplattenpreisen (u.a. Grand Prix du Disque) überhäuft wurde. Spätestens seitdem gilt das 2003 gegründete Quatuor Modigliani weltweit als einer der spannendsten Klassik-Exporte Frankreichs. Aus ihrer Heimatstadt Paris bringen die Vier ein Quartett eines Basken mit, der in der Seine-Metropole als Wunderkind und sogar als "spanischer Mozart" gefeiert wurde: Juan Crisóstomo de Arriaga (1806-1826), der mit 16 Jahren in Paris seine drei Streichquartette schrieb.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de