4. Sinfoniekonzert

2. Februar 2015 in Hannover

Mit Werken von Gioachino Rossini, Leos Janacek und Dmitri Schostakowitsch.

Zwei Solitäre des 20. Jahrhunderts begegnen sich im Programm des 4. Sinfoniekonzerts. Für die Musik Leoš Janáčeks gibt es weder Vorläufer noch Nachahmer. Unabhängig von den musikalischen Moden seiner Zeit hat er eine eigene »Klangrede« entwickelt, ausgehend von der tschechischen Alltagssprache, ihrer Phrasierung, ihren Tonhöhen, ihren Rhythmen. Über die Grenzen seiner mährischen Heimat hinaus wurde er erst im fortgeschrittenen Alter von 50 Jahren mit seiner Oper »Jenůfa« bekannt (die im Juli 2015 im Opernhaus neu herauskommen wird). Janáčeks Partituren für das Musiktheater sind auch orchestral so interessant, dass sie immer wieder den Weg in den Konzertsaal finden. Der Dirigent Charles Mackerras – legendärer Mozart­Interpret und Anwalt der tschechischen Musik – hat eine Auswahl der Orchestermusik aus »Das schlaue Füchslein« vorgelegt. Janáčeks gewitzte Oper, in der Menschenwelt und Natur aufeinander treffen, beeindruckt mit impressionistischer Klangfülle. Auf wessen Seite die Sympathien des naturliebenden Komponisten lagen, ist unüberhörbar.

Anders als Janáček hat Dmitri Schostakowitsch sein Leben lang Sinfonien geschrieben, was ihn seinerseits im Jahrhundert von Zwölftontechnik, Nachkriegs­Avantgarde und Fluxus isolierte. Mit seiner letzten, der Fünfzehnten, kehrt er nach zwei groß angelegten Vokal­Sinfonien zum klassischen Formmodell zurück. Der Orchesterklang der vergleichsweise kleinen Besetzung wird brüchig und fahl. Nicht nur die Grenze der Tonalität, auch die Grenze des Lebens ist in hörbare Nähe gerückt. Überraschend erklingen Zitate aus dem 19. Jahrhundert: Der populäre Ritt aus Rossinis »Wilhelm Tell«-Ouvertüre, die das Sinfoniekonzert eröffnet, erheitert im 1. Satz; den 4. Satz eröffnet Wagners ahnungsvolles Schicksalsmotiv, das in der »Walküre« die Todverkündigung einleitet. Doch diese Anklänge der Vergangenheit sind keineswegs nostalgisch verklärend. Im Kontext von Schostakowitschs später Klangsprache mit annähernd zwölftönigen Themen und der Auflösung harmonischer Zusammenhänge erscheinen sie wie einsame Bedeutungssplitter einer vergangenen, verlorenen Zeit.

Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de

Wo ist das Event?
Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover
Wann ist das Event?
Montag, 2. Februar 2015
19:30 Uhr
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4. Sinfoniekonzert - Hannover - 02.02.2015 – Copyright © 2024 Kleiner Kalender