Capella Augustina
Andreas Spering.
Die anekdotisch anmutende Geschichte von den Musikern, die nacheinander zu spielen aufhören, das Podium verlassen und gleichsam in den ersten „Warnstreik“ der Musikgeschichte treten – sie ist nur eine der Varianten, um die Besonderheit, ja die absolute Außergewöhnlichkeit von Haydns „Abschiedssinfonie“ zu erklären. Eine andere ist, dass Haydn – der vielleicht größte, sicherlich aber unauffälligste Revolutionär der Musikgeschichte – hier, 150 Jahre vor Gustav Mahlers Neunter Sinfonie, das musikalische Verlöschen auskomponierte, die Auflösung der sinfonischen Form, das allmähliche Verstummen jeder Musik. Beethovens sinfonischer Erstling, entstanden 1799/1800, verkörpert dagegen den persönlichen Abschied des jungen Komponisten vom 18. Jahrhundert – mit einem bisweilen nostalgischen, bisweilen augenzwinkernd humorvollen letzten Blick zurück. Wenig später sollte Beethoven das Alte hinter sich lassen und endgültig in neue musikalische Welten aufbrechen... Haydns „45“ und Beethovens „Nr. 1“ – sie stehen für zwei Arten, Leb’ wohl zu sagen oder auch für Abschiede, Endpunkte, die zugleich neue Perspektiven eröffnen. „In meinem Ende liegt mein Anfang“, schrieb T.S. Eliot.
Quelle: kulturkurier / Kulturclub.de
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Zwei Arten, Leb' wohl zu sagen - Brühl - 22.08.2014 – Copyright © 2023 Kleiner Kalender